30 Jahre Übersetzungsbranche

30 Jahre Übersetzungsbranche: Von Wörterbüchern zu Künstlicher Intelligenz

1995 – das Jahr, in dem eurolanguage gegründet wurde …

Eine Zeit, in der dicke Wörterbücher aus Papier und Faxgeräte die Arbeit von Übersetzer:innen bestimmten. Die Welt war noch kaum digital vernetzt, und der Begriff „maschinelle Übersetzung“ klang nach Science-Fiction. Seitdem hat die Übersetzungsbranche eine erstaunliche Transformation durchlebt, geprägt von technologischen Fortschritten, der Globalisierung und einem Wandel in der Arbeitswelt.

Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise durch drei Jahrzehnte, in der die Art und Weise, wie wir kommunizieren, sich für uns alle, nicht nur für Übersetzer:innen, nachhaltig verändert hat.

Die 1990er-Jahre: Alles analog – aus heutiger Sicht die Steinzeit

Die Übersetzungsarbeit in den 90er-Jahren war geprägt von Hand- und tatsächlich auch Fußarbeit. Wörterbücher, in der Regel mehrteilige dicke Schinken, und gedruckte Fachglossare waren essenziell, und die Recherche nach Fachliteratur konnte Stunden und vor allem den ein oder anderen Fußweg in die öffentlichen Bibliotheken in Anspruch nehmen. Übersetzer:innen arbeiteten meist alleine für sich, da eine zeitnahe Vernetzung, wie wir sie heute kennen, mit Kolleg:innen über größere Entfernungen logistisch nicht möglich war, es sei denn man telefonierte – und auch das war über Ländergrenzen hinweg teuer. Faxgeräte waren ein unverzichtbares Werkzeug – sowohl für die Auftragserteilung als auch für die Lieferung fertiger Übersetzungen. Wer ein Fax besaß, war mit der Welt verbunden! (oder man ging auf die Post zum Faxen – das war eine Challenge)

Die ersten Translation-Memory-Systeme wie die Trados Translator’s Workbench, die 1992 auf den Markt kam, markierten einen Meilenstein in der Übersetzungsbranche. Sie boten Übersetzer:innen erstmals die Möglichkeit, die von ihnen übersetzten Textsegmente zu speichern und so die Effizienz ihrer Arbeit zu steigern und die Konsistenz der Übersetzungen über längere Zeitspannen zu gewährleisten und zu archivieren. Doch der Einstieg in diese neue Technologie war alles andere als einfach. Die Software war in den anfänglichen Versionen teuer, technisch anspruchsvoll und wenig intuitiv. Eine intensive Schulung wurde angeraten, um die Funktionen wie Segmentierung, Alignment und die Nutzung der Translation Memories sinnvoll einsetzen zu können. Für viele Übersetzer:innen, die bislang ohne technologische Unterstützung arbeiteten, war dies ein großer Paradigmenwechsel. Zudem war der unmittelbare Nutzen dieser Systeme nicht gleich ersichtlich, da die Vorteile erst bei größeren oder wiederkehrenden Projekten deutlich wurden. Erst mit der Weiterentwicklung der Tools, besserer Usability und fallenden Kosten in den 2000er-Jahren fand diese Technologie breitere Akzeptanz auch unter den Freelancern der Branche.

Parallel dazu wurden erste maschinelle Übersetzungssysteme wie Systran getestet. Diese frühen Systeme wurden vor allem für einfache technische Übersetzungen eingesetzt, stießen jedoch aufgrund mangelnder Kontextsensibilität und häufiger Fehler schnell an ihre Grenzen. Sie dienten eher als grobe Hilfsmittel und fanden kaum Akzeptanz bei professionellen Übersetzer:innen.

Schlüsselherausforderung: Zeitaufwendige Recherchen und die Notwendigkeit, ohne technische Unterstützung höchste sprachliche Feinarbeit zu liefern.

 

Die 2000er-Jahre: Die Digitalisierung beginnt

Mit dem Jahrtausendwechsel begann die digitale Transformation der Übersetzungsbranche – und das Internet revolutionierte die Art und Weise, wie Übersetzer:innen arbeiteten. Online-Ressourcen wie Linguee, Wordreference oder erste Fachglossare in digitaler Form machten die Recherche schneller und einfacher. Plötzlich waren Informationen, die zuvor in Bibliotheken gesucht werden mussten, nur noch einen Klick entfernt.

Gleichzeitig begann die breitere Einführung von CAT-Tools (Computer-Aided Translation). Trados wurde weiterentwickelt, es enstanden weitere TM-Software-Programme wie Deja Vu, Wordfast, MemQ u.a. und es wurde möglich, Translation Memories und Terminologie-Datenbanken aufzubauen, wodurch große Übersetzungsprojekte konsistenter wurden, indem auch mehrere Übersetzer länderübergreifend bei ein und demselben Projekt eingebunden werden konnten. Diese Tools etablierten sich schnell als Standard in der Übersetzungsbranche.

Die Verfügbarkeit von Internet und digitalen Tools führte zu einem deutlichen Wandel: Übersetzer:innen mussten sich nicht nur sprachlich weiterentwickeln, sondern auch IT-Kompetenzen erwerben, um in der Branche wettbewerbsfähig zu bleiben.

Schlüsselherausforderung: Die Integration von neuen Technologien in den Arbeitsalltag und gleichzeitig Qualität, kulturelles Feingefühl und individuellen Stil zu bewahren.

 

Die 2010er-Jahre: Globalisierung und technologische Fortschritte

Mit der wachsenden Globalisierung nahm die Nachfrage nach Übersetzungen rasant zu. Unternehmen, die international expandierten, veröffentlichten ihre Websites in mehreren Sprachen. Dabei benötigten sie nicht nur sprachliche Unterstützung in Form von Übersetzungen, sondern auch kulturelle Anpassungen ihrer Marketingbotschaften – die sogenannte Lokalisierung und Transcreation. Diese Entwicklung stellte völlig neue Anforderungen an Übersetzungstexte: Es galt, bewährte Inhalte so anzupassen, dass sie in einer anderen Sprache und Kultur nicht nur verständlich, sondern genauso wirkungsvoll und überzeugend sind wie im Original.

Ein bedeutender Fortschritt in dieser Dekade war die Weiterentwicklung der Neural Machine Translation (NMT), durch die maschinelle Übersetzungen stark verbessert werden konnten. Google Translate lieferte schnelle Ergebnisse und die grammatikalische Korrektheit steigerte sich zusehends. Ab 2017 setzte DeepL neue Maßstäbe – zunächst in sieben europäischen Sprachen – weitere kamen von Jahr zu Jahr dazu. Die Ergebnisse sind erstaundlich, doch nach wie vor fehlt diesen Systemen das Verständnis für Nuancen, kulturellen Kontext und emotionale Tiefe. Sie können nur das wiedergeben, was in ihren Trainingsdaten enthalten ist, und sind anfällig für Fehler bei komplexen oder kreativen Inhalten. Dies führte zu einer neuen Aufgabe für Übersetzer:innen:  Machine Translation Editing (MTE). Hierbei wird ein maschinell übersetzter Text von Übersetzer:innen nachbearbeitet, um stilistische, grammatikalische und inhaltliche Fehler zu korrigieren und dem maschinell übersetzten Text den menschlichen Feinschliff zu verleihen. Dieser Prozess ermöglicht zwar zunächst eine schnellere Bearbeitung großer Textmengen, doch die menschliche Expertise bleibt weiterhin entscheidend, um die Qualität sicherzustellen. MTE wurde besonders in Bereichen von technischen Dokumentationen und standardisierten Texten sehr gefragt, da die Effizienz in der Bearbeitung großer Datenmengen auf der Hand liegt.

Auch revolutionieten Cloud-basierte Tools die Arbeitsweise von Übersetzer:innen: Internationale Zusammenarbeit in Echtzeit wurde möglich, Lieferzeiten verkürzten sich erheblich, und das Projektmanagement konnte effizienter gestaltet werden.

Schlüsselherausforderung: Den technologischen Fortschritt nutzen, um Effizienz und Konsistenz zu steigern, die Kosten für die Kunden zu senken, wobei die menschliche Fähigkeit, Texte mit sprachlicher Präzision und kulturellem Feingefühl zu übertragen im Mittelpunkt bleibt.

 

Die 2020er-Jahre: Künstliche Intelligenz und Spezialisierung

Die 2020er-Jahre brachten nicht nur enorme Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz (KI), sondern auch damit einhegehend einen Wandel in den Anforderungen an Übersetzungsdienstleistungen. Während einfache, standardisierte Texte zunehmend maschinell übersetzt und nur noch nachbearbeitet werden, rückt bei anspruchsvolleren Inhalten die Spezialisierung der menschlichen Übersetzer:innen immer stärker in den Fokus.

Juristische Fachtexte, die absolute Präzision und ein tiefes Verständnis der länderspezifischen rechtlichen Systeme erfordern, Marketingmaterialien, die emotionale Botschaften und kulturelle Feinheiten gezielt transportieren müssen, oder technische Dokumentationen, die konsistente Terminologie und Fachwissen verlangen – all diese Bereiche stellen Herausforderungen dar, denen maschinelle Übersetzungssysteme bislang noch nicht gewachsen sind.

Während KI und maschinelle Übersetzungstools zunehmend als unterstützende Werkzeuge in den Arbeitsprozess integriert werden, bleibt die wahre Stärke der Übersetzungsbranche nach wie vor in der Kombination aus technologischem Fortschritt, Expertise und menschlichem Fein- und Sprachgefühl.

Schlüsselherausforderung: Die Vorteile der KI sinnvoll einzusetzen, um Prozesse zu optimieren, ohne dabei die unverzichtbare menschliche Kreativität und kulturelle Expertise zu vernachlässigen.

 

Fazit: 30 Jahre Wandel und Beständigkeit

In den letzten 30 Jahren hat sich die Übersetzungsbranche stärker verändert als jemals zuvor. Technologien wie Künstliche Intelligenz haben die Übersetzungsbranche revolutioniert, doch eines bleibt konstant: Die Notwendigkeit der Fähigkeit, nicht nur Worte, sondern auch Kulturen zu übertragen.

eurolanguage ist stolz darauf, diese Entwicklung aktiv mitgestaltet zu haben. Seit 1995 stehen wir für Qualität, Präzision und die Leidenschaft, Brücken zwischen Sprachen und Kulturen zu bauen.

Was die Zukunft bringt? Wir sind bereit, auch die nächsten Herausforderungen anzunehmen – mit Innovation, Kreativität und einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse unserer Kunden und die Menschen, die unsere Übersetzungen erreichen sollen.

„Sprache ist der Schlüssel zur Welt“ – und eurolanguage ist Ihr Partner, der diesen Schlüssel seit 30 Jahren mit Sorgfalt und Hingabe überreicht.

Nachwort der Autorin:

„Wenn ich, Martina Schmid, die Entwicklung der Übersetzungsbranche über die letzten 30 Jahre Revue passieren lasse, kommt es mir vor, wie die Entwicklung von der Dampflok zum Shinkansen. Es war eine lange, uns immer faszinierende Reise, die Anwendung vieler innovativer Technologien, neuer Arbeitsweisen und kreativer Lösungen wurde von uns gefordert – und die Geschwindigkeit, mit der wir heute arbeiten, ist schlichtweg beeindruckend. Doch genauso wie im Shinkansen noch immer ein Mensch im Führerhaus steht, bleibt auch in unserer Übersetzungbranche der Mensch derjenige, der das Steuer in der Hand hat. Und genau das wird auch in der Zukunft so bleiben: Technologie wird uns unterstützen, aber die kreative und kulturelle Präzision wird immer von uns Übersetzer:innen kommen. Ich wünsche uns allen weiterhin eine spannende Reise – mit der perfekten Balance aus Innovation und menschlichem Feingefühl!“

 

P.S. Das Beitragsbild wurde KI generiert, finde den Fehler :-)