Für Museen und Kulturinstitutionen übersetzen – Vielseitigkeit (er)leben
Kunst und Kultur sind für die Übersetzungsbranche kein Themenfeld wie jedes andere.
Zum einen ist ihre Rezeption in der öffentlichen Meinung geographisch recht widersprüchlich: Während sie in Deutschland etwa eher stiefmütterlich behandelt werden, genießen sie in vielen romanischen Ländern oft ein unverhältnismäßig hohes Ansehen. Des Weiteren ist die Vielschichtigkeit ihrer Rolle als Bewahrer und Vermittler in den letzten Jahrzehnten um viele Komponenten erweitert worden, die ihnen einen neuen Platz in der allgemeinen Wirtschaft geben und nicht zuletzt polarisieren. Für Übersetzer ist die Bearbeitung von Texten aus diesem Fachgebiet immer etwas ganz Besonderes, nicht selten ein persönliches Anliegen und eine gelebte ehrenvolle Verpflichtung.
Eine kaum vorstellbare Textvielfalt
Kennzeichen des musealen und kulturellen Textes ist in erster Linie die faszinierende Vielfalt seiner Facetten. In diesem Bereich ist der Text nicht Ergänzung und Vorstellung allein. Um den Text und durch den Text organisieren die kulturellen Institutionen auf sehr individuelle und bewusste Weise alle Aspekte ihrer Beziehung zur Außenwelt. Dabei steht die Notwendigkeit im Vordergrund, Ziele und Zielgruppen differenziert, angemessen und fehlerfrei zu bedienen.
Leihgesuche, Kataloge, Broschüren, Prospekte, Datenblätter, Pressemitteilungen, wissenschaftliche Abhandlungen, pädagogisches Material, Verträge, Sponsoring-Dossiers zeugen von einem pulsierenden Innen- und Außenleben und von der Komplexität der Aufgaben in Duktus und Inhalt.
Eine breite Palette unterschiedlichster Klangfarben
Die Suche nach einer gewissen Popularisierung in der Präsentation, die sich an die breite Öffentlichkeit richten soll – ob im Internet oder auf Papier –, der naturgemäß gelehrtere Ansatz der Catalogues raisonnés oder wissenschaftlicher Publikationen, das Bemühen um pädagogische Vermittlung im Kindern und Schulen zugedachten Material, die notwendigerweise diplomatische Sprache von Leihgesuchen, die zielführende Korrespondenz mit Kollegen, Kunstsammlern und Galeristen, die dynamische Prägnanz von Pressematerial, sind nur einige der stilistischen Facetten, die mit der täglichen Textarbeit einer kulturellen Institution untrennbar verbunden sind.
Warum viele Übersetzungsagenturen die Arbeit für Kunst und Kultur scheuen
Viele Agenturen führen die Fachbereiche Kunst und Kultur gar nicht erst in ihrem Leistungsverzeichnis auf. Dies ist symptomatisch und hat mehrere Gründe.
In Kategorien von Übersetzung gilt die Vielseitigkeit, die die aufregende Arbeit solcher Institutionen kennzeichnet, vielerorts auch als unkalkulierbarer Schwierigkeitsfaktor. In der Tat verfügen viele Agenturen, die sich für gewöhnlich hauptsächlich mit technischen, wirtschaftlichen, medizinischen oder juristischen Texten beschäftigen, nicht über Mitarbeiter, die in diesem anspruchsvollen thematischen Gebiet ausreichend qualifiziert sind. Einige versuchen im Falle einer Anfrage, diese Lücke mit vermeintlichen Allgemeinübersetzern zu schließen. Diese sind allerdings oft zu unerfahren, und ihre Fachkenntnisse und fachstilistischen Fähigkeiten sind ungenügend, um dem hohen Niveau der Texte gerecht zu werden.
Sogenannte literarische Übersetzer zeigen wiederum nur ein begrenztes Interesse für diese Aufträge, die nicht nur sehr präzise terminologische Kenntnisse und eine große linguistische und stilistische Flexibilität erfordern, sondern auch umfangreiche, als zu langwierig und umständlich erachtete Recherchen implizieren.
In beiden Fällen gestaltet sich die Zusammenarbeit als unerfreulich und das Ergebnis ist unbefriedigend.
Was eine gute Übersetzung des musealen Textes bedeutet
Wenn eine gute Übersetzung niemals eine wörtliche Übersetzung sein kann, so gilt dies für Übersetzungen im Bereich Kunst und Kultur in ganz besonderem Maße. Die individuelle Arbeit, die jede hochwertige Übersetzung ausmacht, wächst hier noch um zusätzliche Dimensionen.
Grundlage sind immer eine tiefgehende Analyse von Stil, Textabsicht und Kontext, zudem eine sehr individuelle und ausführliche Untersuchung der Bedürfnisse und Erwartungen des Lesers im Zielland oder in der Zielsprache. Ein Leihgesuch etwa muss die eventuellen Empfindlichkeiten, Schwach- und Hebelpunkte des Adressaten ebenso berücksichtigen wie seinen Rang und Einfluss, seinen Hintergrund, seine persönlichen Forschungsgebiete und Vorlieben und den Stellenwert des angefragten Werkes für die angeschriebene Institution.
Die terminologische Recherche kann zuweilen sehr technische Ebenen einschließen. In der Malerei spielen chemische Untersuchungen von Farben und Pigmenten oder Bildabtastungsmethoden sowie Restaurierungs- und Konservierungstechniken eine Rolle. Die Archäologie wird immer interdisziplinärer und bedient sich Sonographie, virtueller Darstellung und naturwissenschaftlicher Methoden. Der Übersetzer muss sich ständig fortbilden und auch in Themenfeldern, die nicht von vornherein kunst- und kulturtypisch sind, ein extrem hohes Bildungsniveau vorweisen können.
Museale Kommunikation geht über Firmenkommunikation weit hinaus
Die Arbeit einer kulturellen Institution ist eine filigrane und schwer zu meisternde Gratwanderung: zwischen Politik und Philosophie, Öffentlichkeitsarbeit und Selbsttreue, geisteswissenschaftlicher Forschung und pädagogischer Bildung. Sie lebt von einer Vielzahl sehr nuancierter Entscheidungen, die das Gleichgewicht eines bestimmten Images sorgfältig steuern und schützen. Dieser tägliche und äußerst waghalsige Balanceakt zwischen wirtschaftlichen Zwängen und künstlerisch-kultureller Integrität, zwischen wissenschaftlichem Auftrag und Vermittlung darf durch die Übertragung der Texte in eine andere Sprache in keiner Weise gefährdet werden. Jeder Satz muss in kunsthandwerklicher Perfektion Inhalt und Ton wiedergeben.
Auch die typographischen Aspekte von Publikationen und ihre Wirkung in der Zielsprache müssen vom Übersetzer in diesem von ästhetischen Werten geprägten Textuniversum zuverlässig beurteilt und berücksichtigt werden.
Übersetzungen für Museen, Künstler und kulturelle Institutionen sind immer aufregend und für jede Agentur, die diese Aufträge einzuschätzen und zu schätzen weiß und die in der Lage ist, sie kompetent zu vermitteln, Ehre und Freude zugleich. Das Gefühl, Teil eines wichtigen Projekts zu sein, die große Unmittelbarkeit der Empfindungen, die jeder Mensch mit Kunst und Kultur verbindet, sind mit nichts zu vergleichen.
Das Übersetzungsbüro eurolanguage ist gern der Ansprechpartner von Kunst und Kultur.
Weil wir über erfahrene und geeignete Übersetzer verfügen, für die diese Themen nicht nur ein „Job“ sind, sondern gelebte Leidenschaft.
Foto: www.unsplash.com/claus grunstaudl/Thank you, merci, danke! – Kunsthistorisches Museum Wien