Übersetzungen im Korsett des Layouts
… wenn die Übersetzung länger ist als der Ausgangstext.
Wir Übersetzerinnen und Übersetzer sind immer wieder mit einem Problem konfrontiert, das im eigentlichen Sinn nicht zu unseren Aufgaben gehört. Wir liefern unsere sorgfältig erstellte Übersetzung ab und nach der Abgabe kommt die Meldung vom Kunden:
Die Übersetzung ist aber zu lang!
Bei welchen Übersetzungen spielt die Textlänge eine ganz wichtige Rolle?
Nicht nur bei der Übersetzung von Drucksorten wie Broschüren, Katalogen, Flyern bis hin zu Weinetiketten ist der im Layout vorgesehene Platz zu berücksichtigen, auch bei Websites muss der Text in den Fremdsprachen in den vorgesehenen ‚Rahmen‘ oder ‚Kasten‘ passen. Ist zum Beispiel im Hauptmenü ein Wort zu lang, überschneidet es sich in der Menüleiste. Ist eine Bildbeschreibung zu lang, springt sie in die nächste Zeile und die Optik ist nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen und es müssen Anpassungen vorgenommen werden. Und leider ist es so: Die Texte in der Übersetzung sind in den meisten Fällen länger als in der Ausgangssprache.
1. Übersetzungen, die in Datenbanken/SAP eingepflegt werden
Die Übersetzung von Texten für die Eingabe in Datenbanken oder SAP-Systeme erfordert eine ganz besondere Sorgfalt, nicht nur was die korrekte Fachterminologe und den jeweiligen Branchenjargon betrifft, sondern auch Formate und Strukturen müssen eingehalten werden. Software-Entwickler haben einen gewissen ‚Space‘ vorgesehen, etwa bei Buchhaltungssoftware, bei Steuerungsprogrammen für Maschinen, bei Wettterminals etc. Sind die Übersetzungen zu lang, wird automatisch einfach der eine oder andere Buchstabe weggeschnitten. Die Folge sind teilweise unverständliche Fragmente und schlimmstenfalls gravierende Fehler. In vielen Fällen müssen daher in der Übersetzung Abkürzungen verwendet werden, und es ist gewissenhaft darauf zu achten, dass diese einheitlich, also auch wenn etwas mehr ‚Space‘ vorhanden ist, eingesetzt werden. Einen Begriff einmal auszuschreiben und ein anderes Mal abzukürzen ist nicht empfehlenswert, die Kohärenz muss gewährleistet sein. Die stimmige korrekte Übersetzung ist oft nur über den Dialog mit dem Entwickler möglich.
2. Übersetzungen, die in ein grafisches Konzept eingebettet werden
Eine Broschüre wurde erstellt, Grafiken und Fotos sind fein ausgesucht, der Text fließt rundum, die Broschüre unterstreicht die Corporate Identity des Unternehmens. Nun geht es in die Übersetzung. Und hier lauern viele Probleme: Wenn zum Beispiel das knackige deutsche Wort „Samstagszustellung“ im Französischen zu „distribution de paquets le samedi“ wird oder die deutsche „Einsatzbereitschaft“ zu „Volonté d’engagement et de disponibilité“. Auch wird aus dem saloppen Anglizismus „E-Learning“ im Französischen „enseignement virtuel en ligne“. Der Grafiker rauft sich die Haare, das passt so nicht ins Layout! Jetzt kommt ein weiterer wichtiger Aspekt einer guten Übersetzung zum Einsatz: Kurz und prägnant, dennoch nicht die eigentliche Botschaft vernachlässigen, das Zielpublikum in seiner Sprache ansprechen, keine Kunstwörter nur der Form oder Kürze halber erfinden. Der Sprachprofi muss hier wirklich zum Wortschmied werden.
3. Übersetzungen, die auf einer Website erscheinen
In die Erstellung und optische Gestaltung einer Website wird zu Recht viel Arbeit und Knowhow investiert, ist sie doch die Visitenkarte eines Unternehmens. Soll die Website international erfolgreich sein, ist die sorgfältige Übersetzung des Contents in die gewünschten Zielsprachen eine Selbstverständlichkeit. Hierbei geht es aber nicht nur darum, eine erstklassige Übersetzung zu erstellen, die Inhalte sprachlich an das Zielland anzupassen, sondern auch um die Anforderung, dass die Texte anschließend in das bestehende Website-Design einzufügen sind. Das Navigationsmenü, die Buttons und nicht zuletzt die Texte der einzelnen Sites müssen in die Websitestruktur ‚eingegossen‘ werden. Niemand möchte auf einer Seite zu viel Leerräume oder auf einer anderen Seite zu viel geballten Text sehen. Durch den Dialog mit der Übersetzungsagentur können Inhalte optimal positioniert und präsentiert werden, auch wenn dies manchmal ein wenig vom ursprünglichen Webdesign abweicht. Auch Fotos, die in einem Land werbewirksam eingesetzt werden, können in einem anderen Land das Empfinden stören und zuweilen sogar anstößig wirken. Ein Hinweis darauf und die entsprechende Beratung gehört selbstverständlich zu einer guten Übersetzungsarbeit.
4. Übersetzungen, die in technischen Handbüchern und Gebrauchsanweisungen gedruckt werden
Viele namhafte Hersteller sind mittlerweile zum Glück dazu übergegangen, ihren Geräten für jede Sprache ein eigenes ‚Heftchen‘ beizulegen. Mit gutem Grund: Denn Skizzen und deren Beschreibungen in ein einziges Layout untereinander/nebeneinander zu positionieren, ist nicht nur unübersichtlich und je nach Anzahl der gewünschten Sprachen für die Grafik eine schwer zu bewältigende Aufgabe. Zudem müssen auch bei vermeintlich einheitlichen Informationen die lokalen Verhältnisse berücksichtigt werden. Die abgebildeten Anschlüsse entsprechen vielleicht nicht den örtlichen Gegebenheiten – Lokalisierung ist gefragt und es bedarf teilweise detaillierterer Anweisungen, als dies der Ausgangstext vorgibt.
Unsere Tipps:
– Übersetzungen nicht erst am Ende des Produktionsablaufes in Auftrag geben, sondern in den laufenden Prozess miteinbeziehen, im Dialog mit der Übersetzungsagentur arbeiten, möglichst schon bevor das endgültige Layout steht.
– Durch Verkleinern der Schriftgröße und des Zeichenlaufs kann in vielen Fällen optisch ein gutes Ergebnis erzielt werden. Ein kleiner Trick mit großer Wirkung, bei dem Sie nicht auf Inhalte verzichten müssen. Ebenso kann der Zeilenabstand verringert werden und es lassen sind ein paar wichtige Millimeter gewinnen.
– Fotos überprüfen auf ihre Aussage und ihre Botschaft im Zielland. Das berüchtigte ‚Fettnäpfchen‘ – manches was hierzulande ganz super ist, lässt andernorts den Adressaten nur abwertend mit dem Kopf schütteln.
Wir beraten Sie gerne: +43 (0) 676 5625257 oder senden Sie eine E-Mail an: office@eurolanguage.net