Orient Vegan von Ikrame und Fatima el Bouayadi
Nachdem wir bereits im letzten Jahr die Freude hatten, für den Stiebner Verlag an der Kochbuchreihe „Vegan“ mit der Übersetzung des Buches Afrika Vegan von Marie Kacouchia mitzuwirken, führte uns das diesjährige Übersetzungs-Projekt in den Orient. Und natürlich war auch die Übersetzung von Orient Vegan von Ikrame und Fatima el Bouayadi aus dem Französischen ins Deutsche wieder Chefinnensache, Martina Schmid übersetzte mit großer Begeisterung das zweite Kochbuch aus der Reihe. In unserer Rezension im Lebensart-Magazin von eurolanguage beschreiben wir Ihnen unsere Insider-Eindrücke über das Buch. Hier im Blog von eurolanguage möchten wir von den vielen Aspekten dieser komplexen Übersetzungsarbeit berichten und Ihnen einen kleinen Einblick in die verschiedenen Anforderungen aufzeigen, die mit der Übersetzung eines Kochbuchs einhergehen.
Warum die Übersetzung eines Kochbuchs ganz anders ist als das „normale“ Übersetzungsbusiness
Zugegeben, das Wort „normal“ ist bei Übersetzungsaufträgen wahrlich ein weites Feld, denn aufgrund der individuellen Anforderungen eines jeden Auftrages und eines jeden Kunden, könnte man eher von sehr mannigfaltiger Normalität sprechen. Aber selbst für eine routinierte Übersetzungsagentur wie eurolanguage, die seit Jahrzehnten Großaufträge wie Geschäftsberichte, Websiteübersetzungen, Firmenzeitungen bearbeitet, ist die Übersetzung eines Kochbuchs in mehrfacher Hinsicht doch etwas Besonderes. Das Thema erfordert einen eigenen Sprachstil, die Zielgruppe muss mehr noch als bei anderen Texten immer im Hinterkopf des Übersetzers – in unserem Fall der Übersetzerin – präsent sein und die Frage, wieviel Lokalkolorit vermittelbar und wünschenswert ist, stets genau abgewogen werden.
Ein Kochbuch übersetzen, das ist doch ganz einfach! Oder doch nicht?
Die Zutaten stehen bereit und der Rest kann doch nicht so schwer sein… Weit gefehlt! Beim Kochen ist die Qualität der Zutaten, deren kreative Komposition und das Timing entscheidend. Bei der Übersetzung eines Kochbuchs ist die Liebe zur Kochkunst die Basis-Zutat, ein Gespür für die Umsetzung der Rezepte und das Hinzufügen von Erklärungen, falls notwendig, runden das gute Gelingen ab. Zum Beispiel bei der Beschreibung des Faltens der Teigblätter beim Süßgebäck Briouat aus dem Orient. Der deutschsprachige Leser/in soll leicht und verständlich ohne weitere Recherchen verstehen können, wie der Teig für die Mandeldreiecke zusammengeschlagen wird und wie sie ihre typische Form erhalten.
Feines Abwägen ist auch bei der Umsetzung der Rezeptnamen gefragt. Ist Bessara oder Harira so weit gebräuchlich, dass die Bezeichnungen, unter denen die Gerichte in ihrem Herkunftsland allgemein bekannt sind, unübersetzt bleiben können oder sollte man lieber Kichererbsensuppe oder Erbsensuppe schreiben? Oder empfiehlt es sich, die Originalnamen der Gerichte in Klammern zu setzen? Ist Tcharmila ein Eintopf oder ein Schmorgericht? Und unter welchem Namen werden die Gerichte im Inhaltsverzeichnis angeführt? Bei all diesen Fragen ist der Dialog mit dem Verlag unerlässlich, an dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal ganz herzlich beim Stiebner Verlag für die großartige Zusammenarbeit.
Welche Tonalität wählen? Zum Beispiel …
Die junge Autorin Ikrame Bouayadi von Cuisines Orientales hat als Influencerin bereits vor allem im französischen und englischen Sprachraum eine Fangemeinde gewonnen. Ihre Ausbildung in Naturopathie vertiefte ihren Blick auf wertige Nahrungsmittel, neben den Rezepten aus ihrer Heimat erzählt sie in ihrem Kochbuch Wissenswertes über die Wirkung der einzelnen Nahrungsmittel, viel mehr als es bei anderen Kochbuchautor/innen üblich ist. Ihre ganz eigene Art und das was ihr wichtig geworden ist, galt es in der Übersetzung durchscheinen zu lassen, ohne die deutschsprachigen Leser/innen, die sich in erster Linie ein Kochbuch erwarten, mit ernährungsspezifischen Ratschlägen zu überfrachten.
Wie bei allen Texten, die veröffentlicht werden, ist die Zielgruppe maßgeblich für sprachliche Adaptierungen. Sind die Rezepte für Koch-Anfänger/innen oder für fortgeschrittene Köche/innen? Das Kochbuch von Ikrame Bouaydi präsentiert uns eine moderne Trendküche, gepaart mit Interkulturalität, ihre Zielgruppe ist jung und im Kochen vermutlich eher unerfahren. Detailliertere Erklärungen sind hier für die jungen Leser/innen erwünscht und holen sie behutsam in ihrer Unerfahrenheit ab.
Neben Interkulturalität spielen bei diesem Kochbuch die Gewohnheiten der muslimischen Esskultur an vielen Stellen im Text eine sehr große Rolle. Auch hier galt zu entscheiden, wie bekannt, wichtig oder nebensächlich diese Informationen für den deutschsprachigen Leser/in sind.
Wenn Deepl & Co aufkochen …
… ist große Vorsicht geboten! Denn aus der französischen ‚lait d’avocat‘ wird die Rechtsanwaltsmilch, die Kichererbsen, die Sie am Vortag, frz. ‚la veille‘ einweichen sollten, halten Nachtwache und aus der ’soupe populaire‘ wird die Volkssuppe. Auch mit den Mengenangaben nehmen es die Übersetzungsprogramme nicht so genau, da werden aus ml schnell einmal cl und die Konsistenz der Sauce oder des Eintopfs ist dahin. Über die maschinellen Falschübersetzungen von Speisekarten ist im Internet und auf Social Media schon hinlänglich gewitzelt worden, hier sind die Konsequenzen jedoch überschaubar: Der Gast schmunzelt, bestellt, isst und geht wieder. Anders bei einem Kochbuch, hier ist eine fachkundige, besonders sorgfältige Übersetzung von großer Bedeutung.
Die Übersetzung von Kochbüchern, es klingt so einfach. International aufkochen, die Gerüche und Geschmäcker ferner Länder zuhause genießen, das machen wir mit unseren Übersetzungen möglich.
Wir freuen uns, Sie spüren sicher unsere Begeisterung, und das 3. Projekt ist tatsächlich bereits in Arbeit – dann führt uns die kulinarische Reise in die Karibik. Sie dürfen gespannt sein!
Auch Sie planen, ein Kochbuch oder Ihren Foodblog übersetzen zu lassen? Oder die Speisekarte Ihres Restaurants? Sprechen Sie uns an, Martina Schmid wird sich persönlich um Ihr Anliegen kümmern.