Emojis

Wir blicken als Übersetzer auf die Welt der Emojis und schmunzeln …

… denn genau wie in unserer Übersetzungsarbeit lauern bei der Verwendung von Emojis vielfach Fallstricke, Fettnäpfchen und Missverständnisse, dort wo man es nicht vermuten würde!

Diesen Artikel habe ich im Rahmen der Blogparade „Emojis im Businesskontext“ der Texterin Annika Lamer überarbeitet und ergänzt. Wir beteiligen uns gerne aus der Sicht einer Übersetzungsagentur!

https://www.annika-lamer.de/aufruf-zur-blogparade-emojis-im-businesskontext/

Wir alle kennen sie, verwenden sie mitunter täglich in unserer Kommunikation per SMS, WhatsApp, Instagram, Facebook oder mittlerweile auch in E-Mails. Emojis sind aus unserem Kommunikationsalltag nicht mehr wegzudenken. Die kleinen Bildchen bereichern auf meist amüsante Weise unsere nonverbale Kommunikation, per Smartphone kann man mit ihnen die große Liebe anschmachten oder an Oma virtuelle Blumen und Dankeschön-Emojis schicken.

Emojis sind praktisch, sie lassen sich rasch einfügen, viel schneller und mit weniger Tippseln verbunden als einen Text zu schreiben. Und wie meint doch das Sprichwort: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Aber werden diese vermeintlich eindeutigen Bildsymbole auch einheitlich verstanden?

Die Geschichte der Emojis beginnt in Japan

Die kleinen Bildchen wurden im Jahr 1999 von Shigetaka Kurita, einem japanischen Interfacedesigner entwickelt. Er arbeitete bei der Firma NTT DoCoMO und machte es sich zur Aufgabe, eine Möglichkeit zu ersinnen, wie man den Platzmangel bei SMS, die zu jener Zeit aufgrund der technischen Beschränkungen der Mobilfunknetze auf eine Zeichenanzahl von 160 beschränkt waren, besser nutzen könnte. Er kam auf die Idee, mit visuellen Symbolen Worte durch Bilder auszudrücken. Ähnlich den Piktogrammen, die wir von öffentlichen Orten wie Bahnhöfen oder Flughäfen kennen, die dazu dienen, eindeutig, einfach, abstrakt und unmissverständlich Informationen oder Warnungen zu vermitteln. Doch die Botschaft der Emojis sollte wesentlich differenzierter sein: Emotionen, Stimmungen, Befindlichkeiten mit nur einem einzigen Zeichen zum Ausdruck bringen war das Ziel. Und dies ist mehr als gelungen, wie diese Beispiele zeigen:

😊 – Ausdruck von Freude oder Zufriedenheit

😢 – Ausdruck von Traurigkeit oder Enttäuschung

😠 – Ausdruck von Wut oder Frustration

😴 – Ausdruck von Müdigkeit oder Langeweile

😍 – Ausdruck von Verliebtheit oder Begeisterung

😒 – Ausdruck von Unzufriedenheit oder Missfallen

🤔 – Ausdruck von Nachdenklichkeit oder Unsicherheit

🤢 – Ausdruck von Übelkeit oder Ekel

🙁 – Ausdruck von Enttäuschung oder Bedauern

Komplexe Emotionen wie „Ich bin traurig, ich bin enttäuscht, ich bin müde“ werden mit einem kleinen Gesichtchen an den Adressaten vermittelt. Man könnte meinen, der Name Emoji wurde abgeleitet vom international verständlichen Wort ‚Emotionen‘, doch er setzt sich einfach nur aus dem Japanischen „e“ = Bild und „moji“ = Zeichen zusammen.

Eine immense Bandbreite an Emojis ist im Laufe der Jahre entstanden, es gibt für jede denkbare Lebenssituation eines, sie kennen zahlreiche Nuancen und können zum Beispiel den Unterschied zwischen schmunzeln, lächeln, kichern, lachen und sehr laut lachen nuanciert wiedergeben. Immer mehr kommen Jahr für Jahr dazu, um noch mehr Möglichkeiten abzudecken. Im Jahr 2015 wurden verschiedene Hautfarben für die Emoji-Gesichter eingeführt, um unterschiedliche Ethnien zu repräsentieren und die Vielfalt der Menschen besser widerzuspiegeln. Auch gibt es Bildchen für Berufe, Pflanzen, Gemüse, Obst und wir alle möchten sie nicht mehr missen. Sie finden generationsübergreifend Akzeptanz und bieten nicht zuletzt auch älteren Personen eine ‚moderne‘ Art der Kommunikation, vermitteln sie ihnen doch das Gefühl an der Welt der ‚Youngsters‘ teilzuhaben, an ihren ‚hippen‘ Formen des Dialogs und ihrer saloppen Art des Kommunizierens. Oma und Opa, die Smileys an ihre Enkel versenden, sind doch irgendwie cool.

Vieldeutige Eindeutigkeit

Doch ganz so neutral und eindeutig wie es auf den ersten Blick scheinen mag, ist die Bildersprache der Emojis nicht. Und hier spannen wir den Bogen zu unserer Übersetzungsarbeit: Die Bedeutung von Emojis kann in verschiedenen Kontexten unterschiedlich interpretiert werden, denn viele Emojis haben, wie die gesprochenen und geschriebenen Wörter unserer Sprache auch, mehrere mögliche Deutungsweisen.

Sehen wir uns das „Sleepy Face Emoji“ an: 😴

Es zeigt ein Gesicht mit geschlossenen Augen und halb geöffnetem Mund, das als Anzeichen von Müdigkeit oder Schläfrigkeit interpretiert werden kann. Es wird aber auch verwendet, um andere Personen auf humorvolle Art daran zu erinnern, dass sie sich ausruhen sollten. Oder auch um auszudrücken, dass man selbst schon müde und schläfrig ist, schlafen gehen möchte, oder dass man sich gerade fürchterlich langweilt.

Ein weiteres Beispiel: das „müde Gesicht“ Emoji: 😫

Wir sehen ein Gesicht mit zusammengekniffenen Augen und offenem Mund, das als Anzeichen von Müdigkeit oder Erschöpfung interpretiert werden kann. Ebenso kann es aber auch als Ausdruck von Frustration, Langeweile, Unzufriedenheit oder Widerwillen gewertet werden.

Was Emojis mit Übersetzungen gemeinsam haben

Die Interpretation von Emojis ist abhängig von Kontext und der Art und Weise ihrer Verwendung in einer Nachricht. Denn der Schein trügt: die vermeintlich eindeutige Botschaft der Bildchen kann ganz unterschiedlich aufgefasst werden. Besondere Achtsamkeit ist geboten, wenn die Kommunikation mit anderen Ländern und Kulturen geführt wird. Ein Emoji, das in einer Kultur als positiv oder neutral empfunden wird, kann in einer anderen Kultur als negativ oder beleidigend aufgefasst werden.

Zum Beispiel wird das Daumen-hoch-Emoji 👍 in vielen westlichen Ländern als positives Signal für Zustimmung oder Unterstützung interpretiert. In einigen Ländern wie dem Iran oder dem Nahen Osten kann es jedoch als beleidigend oder vulgär empfunden werden.

Ein weiteres Beispiel ist das Aubergine-Emoji 🍆 Achtung Fettnapf: Es ist in den westlichen Ländern die harmlose Abbildung einer Zutat beim Kochen, wird aber in anderen Kulturen als sexuelles Symbol angesehen und könnte den Adressaten brüskieren.

In Kombination können Emojis auch komplexere Bedeutungen und Geschichten ausdrücken, doch hier ist die Gefahr von Fehlinterpretationen noch größer:

🌞🌊🌴🍹👙🕶️🏖️

Diese Reihe von Emojis könnte als Darstellung eines Strandausflugs interpretiert werden und könnte bedeuten: „Ich genieße den sonnigen Tag am Strand, trinke einen Cocktail, trage einen Badeanzug und Sonnenbrille und entspanne unter Palmen.“ Ebenso könnte es eine Einladung zu einer Strandparty sein. Der Sinn der Nachricht erschließt sich erst über den Kontext und die Absichten des Senders.

Unser kleiner Ausflug in die Welt der Emojis zeigt anschaulich, worin die Arbeit von Übersetzer/innen besteht: Sie transformieren interkulturelle Botschaften von einem Kulturkreis in einen anderen, achten sensibel darauf, dass der Zieltext nicht missverstanden wird, deuten die Nuancen zwischen den Zeilen. Sie haben ein Gespür für den Facettenreichtum der Sprache und sorgen für eine stimmige Kommunikation.

Übrigens: Ein passendes Emoji für Übersetzungen oder Übersetzer gibt es nicht – wie sollte das denn auch aussehen? Müsste es doch die Vielschichtigkeit des Verstehens und des Transformierens von Texten in eine andere Sprache abbilden, und in einem einzigen Zeichen ist ganz sicher nicht möglich, oder? 🤔

Emojis im Businesskontext

Wie bei jeder Kommunikation sollte immer die Zielgruppe an vorderster Stelle stehen. Wen spreche ich an? Kenne ich den Empfänger/in gut, habe ich mit ihm ein freundschaftliches Verhältnis, wie lange liegt die letzte Mail/Kommunikation zurück? Und welchen Kanal nutze ich für die Kommunikation? Während in formellen E-Mail Nachrichten Emojis auch heute noch eher ungewöhnlich sind, sind sie in WhatsApp-Nachrichten und SMS durchaus üblich. Und hier ist der Kanal der Kommunikation auch schon Ausdruck des Verhältnisses zum Empfänger/in: Von einem Firmenvorstand werde ich als Dienstleister kaum die Handynummer haben und somit auch nicht in den mehr oder weniger freundschaftlichen Dialog via Emojis treten. Wenn doch, könnte ein mitgesandtes Emoji für Verwirrung oder gar Entrüsten sorgen, denn das virtuelle Schulterklopfen mit einem 👍 könnte leicht als überheblich interpretiert werden.

Wie geht es in Zukunft weiter mit Emojis?

Wir wagen die Vermutung, dass es, wie bei vielen Hypes auch hier eine Abwärtsbewegung geben wird. Noch mehr, noch differenzierter und ein immer breiteres Scrollen wird die Anwender/innen eher verwirren. Gut, das ein oder andere Emoji wird noch hinzukommen, aber die Bandbreite ist endlich. Ob Schnurrbart oben oder unten, Haare rauf oder runter… na ja.

Und als Übersetzer/innen sagen wir, dass Vereinfachung, Reduktion auf eine allgemein vermeintlich festgelegte Aussage viele Missverständnisse in sich birgt. Und natürlich, wie könnte es anders sein, wissen wir als Linguisten, dass Emojis nur einen Teilaspekt des gedanklichen Inhaltes abbilden – die Nuancen gehen vollkommen verloren. Als Ergänzung wiederum zu Worten sind Emojis super, keine Frage – „ich liebe Dich“ mit einem Herzchen-Emoji garniert, ist entzückend. Als Beiwerk und Ausschmückung wunderbar, aber keineswegs als alleiniger Kommunikationsträger. Und in der Businesskommunikation haben die doch eher kindlichen Symbole erst recht keinen Platz.