Das Team - Übersetzungssoftware und CAT-Tools im Einsatz

Übersetzungssoftware? Hand in Hand mit der Maschine

Das Aufkommen verschiedener Typen von Übersetzungssoftware hat zu der leider oftmals irreführenden Vorstellung geführt, der Übersetzer sei entweder ganz und gar entbehrlich, oder er sei nur noch ein Gehilfe, der die Arbeit des Computers lediglich für alle Fälle überwacht und ab und zu lässig eine Taste betätigt. Der Grund für diese Annahmen liegt in einer Reihe von Missverständnissen.

Tatsächlich muss zunächst zwischen zwei Arten von Übersetzungssoftware unterschieden werden.

In der maschinellen Übersetzung werden Texte in ein Textfeld eingegeben oder einkopiert und automatisch in der Fremdsprache ausgegeben. Unabhängig davon gibt es Werkzeuge, die eine halbautomatische, computerunterstützte Übersetzung ermöglichen, die sogenannten CAT-Tools.
Jeder, der schon versucht hat, in den Social Media oder in der entsprechenden Funktion der weltgrößten Suchmaschine Texte – und seien sie noch so kurz und einfach – selbsttätig übersetzen zu lassen, konnte feststellen, dass dies alles andere als der Weisheit letzter Schluss ist. Abhängig von dem gewünschten Sprachpaar fallen die Ergebnisse qualitativ recht unterschiedlich aus. Selbst in den vorteilhaftesten Kombinationen, was in den meisten Fällen bedeutet, dass eine der Sprache das Englische ist, darf der Zieltext als verbesserungsbedürftig betrachtet werden: Wörter mit mehreren Bedeutungen werden nach dem Zufallsprinzip übersetzt, syntaktische und grammatikalische Strukturen scheint ein Würfelwurf entschieden zu haben.
Die so erhaltenen Übersetzungen sind nicht selten als erheiternd zu bezeichnen – einige schaffen es als Urlaubsfoto in Form von Stilblütensammlungen und Horrorkabinetts auf Facebook oder führen zu nicht minder belustigenden Wutanfällen bei dem Versuch, eine Aufbauanleitung für ein Möbelstück oder ein elektronisches Gerät zu verstehen.
Solche Programme sind zwar bis zu einem gewissen Grad nützlich, um die groben Züge eines Textes in einer völlig unbekannten Sprache in etwa erahnen zu können, aber mehr als den Wert einer radebrechenden Unterhaltung mit Händen und Füßen erreichen sie nicht. Wer also einen wirklich verwendbaren Text braucht, sollte nicht auf solche Mittel vertrauen – und seien sie noch so schnell, zugänglich und kostenlos.

CAT-Tools wiederum haben einen anderen Ansatz.

Sie sollen den Übersetzer in seiner Arbeit unterstützen, und dies geschieht auf mehreren Ebenen.
Zum einen ermöglichen sie es, bereits übersetzte Texte in Datenbanken zu speichern, zu analysieren und mit neuen Texten zu vergleichen. Ist etwa in der Vergangenheit ein Absatz in identischer Form übersetzt worden oder befindet sich ein Satz in ähnlicher Form im Archiv, erkennt es das Programm zuverlässig und schlägt dem Übersetzer vor, die hierfür bereits angefertigte Übersetzung zu verwenden. Die Entscheidung, nach thematischem und stilistischem Kontext den Vorschlag anzunehmen, die gegebene Übersetzung anzupassen oder zu verwerfen, obliegt dem Übersetzer.
Für den Kunden ist die Verwendung von CAT-Tools und Translation Memory-Software durch den Übersetzer deshalb von Vorteil und heute sogar unentbehrlich, weil so die größtmögliche Einheitlichkeit seiner internationalen Kommunikation gewährleistet ist.
Ebenso kann der Übersetzer für jeden Kunden spezielle Glossare anlegen und muss sich nicht auf sein Gedächtnis verlassen, um über Jahre hinweg und angesichts einer großen Auftragsvielfalt eine einheitliche und perfekt abgestimmte Terminologie einzuhalten. Dies ist sowohl im technischen Bereich als auch bei Rechts- oder Online-Texten von eminenter Bedeutung.
Ist es dem Übersetzer eines Tages nicht möglich, einen Auftrag für einen Stammkunden zu übernehmen – zum Beispiel im Krankheits- oder Urlaubsfall – können die gespeicherte Terminologie und die grundsätzlichen Texte an einen Kollegen weitergeleitet werden: Auf diese Weise kann der Auftraggeber sicher sein, dass seine Übersetzungen immer seinem Standard und seiner individuellen Unternehmenssprache, dem Wording, entsprechen.
CAT-Tools sind für den Übersetzer also ein sprechendes Archiv und eine rasant schnelle Gedächtnisstütze, die einwandfreies und effizientes Arbeiten ermöglichen. Völlig unbekannte Texte selbstständig übersetzen können sie natürlich nicht. Des Weiteren funktionieren sie – wie alle Werkzeuge – nur dann einwandfrei, wenn sie regelmäßig und systematisch gepflegt werden, was mitunter sehr aufwändig und komplex sein kann.
Ob eine (sehr) rohe Übersetzung mit Hilfe eines maschinellen Diensts versucht wurde oder ein Übersetzer sich eines CAT-Tools bedient – Handarbeit ist im Kommunikationsbereich nicht zu ersetzen, und sie wird es mancher Hoffnung zum Trotz auch in absehbarer Zeit nicht sein. Computerprogramme sind sinnvolle Hilfsmittel, aber zu einem differenzierten Sprachgefühl, landeskundlichen Skills und stilistischen Entscheidungen, die die wirkliche stilistische Qualität und die zielführenden Eigenschaften eines Textes sichern, sind solche Systeme bei allem Fortschritt der Künstlichen Intelligenz angesichts der Komplexität des Objekts „Sprache“ weiterhin nicht fähig.

Foto: Jeff Sheldon (unsplash.com)