Als Ausländer in Japan: Wie die Integration gelingt
Japan befindet sich in einem demographischen Wandel: Überalterung und Fachkräftemangel stellen Politik und Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Dennoch bleibt die Einwanderungspolitik weiterhin ein Streitthema. Die Parlamentswahlen im Juli haben erneut gezeigt, wie groß die Gegensätze zwischen den Befürwortern einer stärkeren Öffnung und denjenigen sind, die einen Identitäts- und Traditionsverlust befürchten.
In diesem Spannungsfeld bewegen sich all jene, die als Ausländer in Japan leben und arbeiten möchten. Die großen Chancen, die sich ihnen bieten, sind begleitet von vielen Hürden und Stolpersteinen, und die erfolgreiche Integration hängt maßgeblich davon ab, wie feinfühlig sie sich auf die Besonderheiten und Traditionen des Landes einstellen. Welche Faktoren dabei entscheidend sind, zeigen prominente Beispiele ebenso wie die persönlichen Erfahrungen Vieler, die diesen Schritt gewagt haben.
Erfolgreiche Ausländer in Japan
Einige Persönlichkeiten belegen eindrucksvoll, wie man als „gaikokujin“ (外国人 Ausländer ) in Japan nicht nur Fuß fassen, sondern auch Anerkennung finden kann.
- Karl Bengs, ein deutscher Architekt, hat durch die Restaurierung alter japanischer Bauernhäuser internationale Aufmerksamkeit erlangt und dabei den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne gemeistert.
- Sarah Brayer, eine US-amerikanische Künstlerin, ist für ihre innovativen Papierschöpfungen und Leuchtkunstwerke bekannt und tief in der japanischen Kunstszene verwurzelt.
- Peter MacMillan, ein irischer Dichter und Übersetzer, hat mit seinen Übertragungen klassischer japanischer Literatur – darunter die berühmte Hyakunin Isshu-Anthologie – zur globalen Vermittlung japanischer Kultur beigetragen.
- Donald Keene, US-amerikanischer Japanologe, Übersetzer und Literaturwissenschaftler, machte die japanische Literatur mit seiner Anthology of japanese literature international bekannt und nahm 2012 die japanische Staatsbürgerschaft an – ein starkes Symbol seiner tiefen Verbundenheit mit dem Land.
Diese Biografien verdeutlichen: Wer in Japan Erfolg haben möchte, braucht mehr als nur Fachkenntnisse. Entscheidend ist die Fähigkeit, die kulturellen Werte zu respektieren und gleichzeitig die eigenen Kompetenzen so einzubringen, dass sie im japanischen Kontext Anerkennung finden.
Integrierte Ausländer als Influencer
Der Trumpf Japans in der internationalen Kommunikation
Japan ist sich dessen bewusst, dass sein Image im Ausland stark von der Resonnanz abhängt. Man hat erkannt, dass Werte und touristische Attraktionen sprachlich und interkulturell am besten durch diejenigen vermittelt werden können, die selbst als Ausländer das Land entdeckt und lieben gelern haben. Gerade weil Japan so fremd und so schwer zu verstehen ist, stoßen offizielle Werbekampagnen oft an ihre Grenzen: Viel besser und zielführender ist die Vermittlung durch gut integrierte Ausländer. Der TV-Sender NHK World setzt hier auf Dokumentarsendungen, in denen Land, Leute, Lebensart, Kunsthandwerk und Kochkunst nicht etwa durch professionelle Werbeunternehmen, sondern durch als Freelancer beschäftigte Influencer vorgestellt werden. Sie treten als glaubwürdige Vermittler auf und bringen die japanische Lebenswelt einem weltweiten Publikum nahe. Unter ihnen sind Models, Schauspieler, Landwirte, Geisteswissenschaftler, Buchautoren, Journalisten, Sportler aus allen Ländern, die dauerhaft in Japan leben, sie führen aus ihren Blickwinkeln durch Land und Kultur.
Ein besonders populäres Beispiel der letzten Jahre ist Chris Broad, bekannt als Abroad in Japan. Der britische Influencer hat mit seinem YouTube-Kanal und seinem gleichnamigen Buch eine riesige internationale Fangemeinde gewonnen. The Times schrieb über das Buch, das zum Bestseller wurde: „Ein witziger Blick auf das Land des Karaoke, der Katzenfanatiker und der schokoladenüberzogenen Pommes.“ Mit Humor, Selbstironie und scharfer Beobachtungsgabe erzählt er von seinen Anfängen als Englischlehrer in Japan, nimmt den japanischen Alltag unter die Lupe und trägt so entscheidend dazu bei, Japan und die Japaner verständlicher und nahbarer zu machen.
Solche authentischen Geschichten formen das internationale Image Japans und sie bauen eine Brücke zu anderen Kulturen.
In Japan (gut) ankommen: worauf es ankommt
Höflichkeit und Rücksicht
Die britische Reiseschriftstellerin Isabella Bird schildert im 19. Jahrhundert in ihrem Buch Unbeaten Tracks in Japan nicht nur die beeindruckenden Landschaften, sondern auch Alltagsleben, Sitten und Glauben der Einwohner Japans. Über sie wiederum vermerkt ein Wirt in seinem Tagebuch, sie sei für eine Gaijin (Ausländerin) erstaunlich höflich und rücksichtsvoll, Eigenschaften die in Japan besonders hochgeschätzt werden. Höflichkeit und Respekt vor Sitten und Traditionen, vornehme Zurückhaltung, ausgeprägte Anpassungsfähigkeit, und im Idealfall die Liebe zu japanischen Werten und deren Bewunderung sind zentrale Erfolgsfaktoren.
Gemeinschaft als Wert und Anker
In Japan ist Gemeinschaft ein Grundwert. Ob es sich um eine kleine Gemeinde, die Nachbarschaft, die Arbeitskollegen, die Kindergarteneltern oder ein Festkommitee handelt: Sich in die Gemeinschaft zu intergrieren ist enorm wichtig. Dies bedeutet Aufgaben zu übernehmen und zu erfüllen, von geringen Tätigkeiten wie den Straßenrand von Unkraut zu befreien, Blumen zu gießen bis hin zu regelmäßgigem gemeinsamen Kochen, Picknickausflügen oder Einkaufen für alte Menschen. Auch der Austausch mit anderen Ausländern, die bereits integriert sind, hilft Japan zu verstehen und sich zurechtzufinden. Oft ist bereits eine Community etabliert, die Hilfe organisiert und eine Art Monitoring übernimmt für Neuankömmlinge.
Wichtige Formalitäten
Übersetzungen vorbereiten
Wer nach Japan geht und vorhat, dort zu bleiben, sollte alle wichtigen Papiere wie Zeugnisse, medizinische Unterlagen, Ausweise und kaufmännische oder studentische Nachweise aller Art immer bereits in japanischer Sprache übersetzt mit sich führen und nicht darauf warten, alles vor Ort übersetzen zu lassen. Nicht nur, weil die Japaner es schätzen, wenn die Leute gut vorbereitet sind und sie es als Höflichkeit erachten, wenn man bereits mit den Unterlagen auf japanisch erscheint, sondern weil die übersetzerischen Mühlen in Japan sehr langsam mahlen. Es wird unzähliche Male geprüft, ob die Übersetzung einer Berufsbezeichnung oder die Note in einem Zeugnis auch wirklich entspricht, denn es werden falsche Einschätzungen und Missverständnisse gefürchtet. Dies macht die Übersetzungsprozesse vor Ort extrem langwierig und unter Umständen können Einreichfristen dadurch gefährdet sein.
Der Hanko als Unterschrift
Der Hanko (判子), der persönliche Namensstempel, ersetzt in vielen Bereichen, insbesondere außerhalb von Tokio, die handschriftliche Unterschrift. Er enthält den Namen des Besitzers in Kanji und wird aus Holz, Stein oder Kunststoff gefertigt. Trotz Digitalisierung gehört er zu Erstausstattung, ob bei der Eröffnung eines Bankkontos, wenn man eine Akte beim Finanzamt anlegen lässt, oder einen Miet- oder Arbeitsvertrag unterzeichnen möchte: der Hanko ist unverzichtbar.
Chancen für Ausländer in Japan entstehen dort, wo fachliche Kompetenz und kulturelle Sensibilität zusammentreffen. Respekt, Höflichkeit und Anpassungsfähigkeit sind dabei nicht Nebensache, sondern Schlüsselfaktoren für stabile Beziehungen – sowohl im Geschäftsleben als auch im privaten Umfeld.
Damit Ihr Start in Japan gelingt, unterstützen wir Sie mit:
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